19. Jänner bis 5. Februar 2020
Schon im Vorfeld meiner Reise bin ich immer wieder gefragt worden, ob es mir nicht zu gefährlich erscheint, in Zeiten wie diesen nach Burkina Faso zu reisen. Schließlich ist die Sicherheitslage in einigen afrikanischen Staaten sehr angespannt. Natürlich mach ich mir auch meine Gedanken und nehme die Entwicklung mit Besorgnis wahr. Das führte sogar so weit, dass ich einen Schrecken bekam, als mich der Botschafter von Burkina zu Weihnachten anrief. Ich dachte, jetzt verbietet er es mir nach Burkina zu reisen. Dabei wollte er mir lediglich seine Weihnachtsgrüße übermitteln. Ein Stein fiel mir vom Herzen!
Während meiner Reise hielt ich mich strikt an die Ratschläge meiner jeweiligen Gastgeber. Leider war es mir deswegen nicht möglich, alle Projekte vor Ort zu besuchen.
Doch so wurden besorgniserregende Zwischenfälle vermieden. Ein Dank sei auch Abbé Félix ausgesprochen, welcher um meine Sicherheit sehr besorgt war.
Am 19. Januar geht’s zunächst nach Paris. Um 22 Uhr komme ich schließlich in Ouagadougou an. Aimé und Yacouba, mein Patenkind, warten schon auf mich. Sie helfen mir mit meinen drei Koffern. Freundlicherweise hat Air France den dritten Koffer, welcher voller Medikamente ist, kostenfrei transportiert. Der ermüdende Reisetag wird abgeschlossen mit einem feinen Abendessen bei meinen wunderbaren Gasteltern Aimé und Pauline.
Abbé Boniface ist in den Tagen meines Aufenthalts fast immer an meiner Seite. (Foto 1). Er chauffiert mich sicher an meine Destinationen. Zunächst besuchen wir den landwirtschaftlichen Betrieb in Bagré Pôle. Landwirte können hier ihren Reis abliefern. In chinesischen Maschinen wird dieser von den Schalen gereinigt und schließlich abgepackt (Foto 2). Es wird hier sehr guter Reis produziert, welcher allerdings nicht exportiert werden kann, da der Bedarf im Land zu groß ist. Deswegen wird auch Reis aus China importiert, welcher oft schon Jahre alt ist. Aufgrund der mangelhaften Qualität des importierten Reises ist dieser viel günstiger und für die Einheimischen besser zu erwerben.
Auf dem Gelände befindet sich auch eine Fischzucht, welche erst vor wenigen Jahren durch Unterstützung aus dem Ausland angelegt wurde. Der Bedarf an Fisch ist ebenfalls größer als das Angebot. So verwundert es, dass der Regierung nicht viel daran gelegen zu sein scheint, diese Zucht zu erhalten. Es sind nur noch wenige Becken in Betrieb.
In Tenkodogo besuchen wir Emmanuel Ouedraogo (Foto 3), den Bruder von Abbé Félix. Er war der frühere Direktor der École Basnéré in Ouahigouya. Zu seiner Zeit haben wir in der École Basnéré damit begonnen, den Schulkindern die Mahlzeiten zu finanzieren.
Dank der Unterstützung der Landschaftsapotheke Melk, der Schwarzwaldapotheke Bad Krozingen und von Herrn Gerhard Scheiber konnte ich einen ganzen Koffer voller Medikamente und medizinischen Materials mit nehmen. Diese Hilfsmittel übergebe ich dem Direktor, Abbé Prosper (Foto 4) des Centre Médical Diocésain de Bam in Kongoussi. Übrigens wollte der Zollbeamte in Ouagadougou den Koffer genauer betrachten. Zum Glück hatte ich ein Schreiben des Botschafters dabei. So war das Ganze in einer Minute erledigt.
Ich habe auch die Möglichkeit, mich mit Francois, dem ältesten Bruder von Abbé Félix, zu treffen. Er gibt mir ein großes Sackerl feiner Erdnüsse für daheim mit.
Im College Sainte Marie in Ouahigouya begrüßt mich der Direktor, Abbé Hyacinthe (Foto 5). Hier treffe ich auf ‚unsere’ Patenkinder. Inzwischen gibt es 23 Patenschaften; Leute aus Österreich und Deutschland übernehmen für die Dauer der Schulausbildung die Kosten für Schule, Verpflegung und Internat (Foto 6). Es freut mich sehr zu hören, dass die Kinder die Unterstützung zu schätzen wissen. Sie geben ihr Bestes, um mit guten Resultaten das Schuljahr abzuschließen.
Ich habe den Direktor darum gebeten, die Kinder aus möglichst armen Familien auszuwählen.
Da ich die Schule in Tikaré, deren Ausbau das Schottengymnasium Wien unterstützt, aus Sicherheitsgründen nicht besuchen kann, besucht mich der Direktor des Lyceé Saint Antoine de Padoue von Tikaré und berichtet mir vom Verlauf der Arbeiten an seiner Schule. Er gibt mir auch eine Videobotschaft für die Sponsoren in Wien mit, in welcher er seinen Dank zum Ausdruck bringt.
Tags drauf besuche ich die École Basnéré in Ouahigouya, welche wir schon fast von Anfang an mit Schulmahlzeiten unterstützen. Die Kinder sagen Gedichte auf und singen. Einfach wunderschön! (Foto 7). In der Mittagspause lädt der Direktor zum Mittagessen ein. Büffelfleisch und Reis. Dieselbe Mahlzeit, welche auch die Kinder bekommen. Bevor ich mich verabschiede, überreiche ich dem Direktor hunderte Luftballons für die Pause der Kinder und Gummibärchen, welche die Kulturvermittler unseres Museums gesammelt haben.
Auf unserem Weg in den Süden des Landes kommt uns ein großer Militärkonvoi entgegen. Gepanzerte Fahrzeuge und Panzer. Auf den Fahrzeugen sitzen Männer in Gefechtsbereitschaft. Sie kommen vom nächstgelegenen Hafen, vermutlich von der Elfenbeinküste. Sie sind auf dem Weg in den unsicheren Norden des Landes. Es tut so gut wahrzunehmen, dass nun endlich versucht wird, effektiv gegen den radikalen Islamismus vorzugehen. Mögen ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt werden, sodass endlich wieder Friede und Sicherheit einkehrt bei Menschen, die eh schon um ihre Existenz kämpfen müssen. (Foto 8)
Die Moschee von Bobo Dioulasso, welche letztes Jahr wegen der Restaurierungsarbeiten unansehnlich war und welche zu den UNESCO-Weltkulturerbe-Kandidaten gehört, erstrahlt inzwischen in neuem Glanz. (Foto 9)
Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage konnte ich ein paar der neu gebauten Brunnen nicht besuchen. Die Einheimischen sind davon überzeugt, dass es nächstes Jahr anders sein wird. Möge es zutreffen!
Der Besuch der Anlage von Laongo steht auch auf dem Plan. Hier fertigen Künstler aus aller Welt Kunstwerke aus Stein an. (Foto 10)
Gegen Ende meines Besuches konnte ich auch noch Bischof Justin von Ouahigouya und Kardinal Philippe von Ouagadougou besuchen. Letzterer lud meinen ständigen Begleiter Abbé Boniface und mich auch zum Abendessen ein. Beide Bischöfe waren Ende vergangenen Jahres bei uns zu Besuch. (Foto 11)
Der Abschied fiel mir mal wieder sehr schwer. Doch nach dem Besuch ist vor dem Besuch.