Elfter Reisebericht

Bereits zum elften Mal mache ich mich am 10. Juli 2021 auf den Weg nach Burkina Faso. Wie so oft führt der Weg vom Flughafen Wien über Paris nach Ouagadougou.

Alternativ gab es bis vor Corona noch die Möglichkeit über Brüssel zu reisen. Doch diese Linienverbindung wurde von Air Brüssel mit dem ersten Lockdown eingestellt. Der Weg über Addis Abeba ist oftmals zwar günstiger, allerdings ist er auch wesentlich länger und somit ökologisch noch weniger zu verantworten. Die Alternative über Istanbul kommt für mich erst gar nicht infrage. Der Turkish Airline möchte ich, wenn es sich vermeiden lässt, kein Geld geben.

Am Flughafen werde ich, wie auch die letzten Male, von meinem Gastvater Aimé, von meinem Patenkind Yacouba und von Brice abgeholt. Jeder packt sich einen Koffer, sodass ich unbeschwert über den vertrauten Parkplatz vor dem Flughafen schlendern kann. Wenn ich mich daran erinnere, wie der Parkplatz bei meiner ersten Ankunft aussah… Damals war er noch nicht asphaltiert, sodass es durch die Regenzeit eine recht schlammige Angelegenheit wurde. Viel hat sich getan in elf Jahren. Am Ende dieser Reise werde ich auch sagen können, dass Ouagadougou nicht nur in die Breite, sondern auch in die Höhe wächst. Die Stadt mausert sich. 

Anders als bisher habe ich dieses Jahr die Möglichkeit, einen Monat in Burkina Faso zu verbringen. So bleibt auch Zeit zur Erholung und zum Entspannen. 

Wenige Tage nach meiner Ankunft ergibt sich für Aimé und mich die Möglichkeit, den Deutschen Botschafter in Ouagadougou zu besuchen. Zwei Stunden nimmt er sich Zeit und beantwortet manch interessante Frage. Ich habe mir dieses Treffen wesentlich formaler vorgestellt. So einen unkomplizierten Botschafter lobe ich mir. An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich Sabine in Frankreich danken, welche den Kontakt zustande gebracht hat! 

Auch wenn ich nicht alles verstanden habe, so sind mir die regelmäßigen Abendmessen in der Pfarrei der Franziskaner von Ouagadougou sehr kostbar geworden. Auch an den Werktagen wurden die rhythmischen Gesänge mit dem Tamtam begleitet. Nicht nur der Geist, nein, auch der Körper kommt in diesen Messen zum Einsatz. Wenn nicht im Tanz, so zumindest beim Klatschen der Rhythmen. 

In der Sonntagsmesse am 18. Juli ist mein eingeschlafenes Französisch wieder aufgewacht. Ich konnte die Fürbitte, welche der Priester für das vom Hochwasser getroffene Europa sprach, fast wörtlich verstehen. 

An einen abendlichen Weg zur Messe erinnere ich mich sehr gerne als mir ein Dromedar am Straßenrand begegnete. So weit weg ist die Wüste also doch nicht, dachte ich mir. Leider war das Dromedar die folgenden Tage nicht mehr zu sehen. Wie sich später herausstellte, ist es anlässlich des Tabaski-Festes geschlachtet worden. An diesem Feiertag (eigentlich sind es vier Tage) gedenken die Moslems des Opfers, das Abraham Gott darbrachte, als er ihm ein Widder schlachtete und seinen Sohn verschonte.

Felix mit Dromedar

In den folgenden Tagen besuche ich das Zentrum für Ernährung und Erziehung, kurz CREN. Hier werden Mütter von 0-5jährigen Kindern für die richtige Ernährung ihrer Kinder sensibilisiert. In diesem Zentrum wird besonderes Augenmerk auf unter- und mangelernährte Kinder gelegt.

Das CREN wurde in der Vergangenheit von uns auch beim Bau eines Brunnens mit Wasserspeicher unterstützt. Die Photovoltaikanlage hält den Brunnen in Betrieb.

Wasserspeicher
Solarzellen

Leider reicht die Leistung der bereits vorhandenen Solarzellen und der Batterien nicht aus, den Strombedarf des CREN zu decken. Es wird also eine weitere Solaranlage mit Batterien benötigt. Ferner fehlt es auch an medizinischer Ausstattung. Vielleicht können wir gemeinsam dazu beitragen, dass sich das Zentrum nach und nach die benötigte Ausstattung anschaffen kann.

Da sie nahe am CREN wohnen, besuche ich auch noch zwei ‚unserer’ Patenkinder, Rock und Petronie. Rock hat einen Paten in Deutschland und Petronie eine Patin in Österreich. Die Paten stellen jährlich das benötigte Schulgeld (ggf. auch Internat) zur Verfügung. Leider bin ich diesmal in den Schulferien in Burkina, sodass ich den großen Teil ‚unserer’ Patenkinder gar nicht zu Gesicht bekomme. Der Großteil der Patenkinder geht auf das College Sainte Marie in Ouahigouya, welches ein Gymnasium mit Internat für Mädchen ist. Die Geschenke, welche mir die Paten für ihre Patenkinder mit gegeben haben, gebe ich dort in der Direktion ab. Zu Schuljahresbeginn werden die Mädchen dann ihre Geschenke erhalten. 

Natürlich steht auch ein Besuch bei der Familie von Abbé Félix auf dem Programm. Abbé Félix promoviert derzeit an der Uni Wien in Kirchenrecht und lebt bei uns im Stift Melk.  Ihn habe ich 2009 auf Skype kennen gelernt und durch ihn kam auch unser Sozialprojekt in Burkina Faso zustande. 2011 lud er  mich zu seiner Priesterweihe ein; bei dieser Gelegenheit konnte ich das Land und seine Menschen besser kennen lernen. Noch auf der Rückreise wurde mir damals klar, dass es nicht bei diesem einen Besuch bleiben darf. Wir müssen den Menschen dort helfen. Und das ist mein Anliegen, welches ich mit Ihrer / Eurer Hilfe realisieren möchte. Vieles ist uns ja auch bereits schon gelungen! 🙂

Neben dem CREN und den Patenkindern finanzieren wir auch Schulmahlzeiten an der Ecole Basnéré und in Tikaré. An diesen beiden Schulen werden insgesamt ca. 750 Schülerinnen und Schüler mittags mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Da nun Schulferien sind, übergebe ich die Luftballons und die Gummibärchen von Christoph aus Deutschland dem Direktor der Ecole Basnéré mit der Bitte, diese an Schuljahresbeginn den neuen Schülerinnen und Schülern auszuteilen. Seitdem die Schulmahlzeiten eingeführt wurden, sind auch die Notendurchschnitte der Schülerinnen und Schüler besser. Man sagt zwar ‚voller Bauch studiert nicht gern’, doch der knurrende Magen tut dies wohl noch viel weniger gern.

Essenstöpfchen der Kinder der Ecole Basnéré

Gegen Ende meines Aufenthaltes besuche ich zusammen mit Abbé Boniface noch die zweitgrößte Stadt Burkinas, Bobo Dioulasso. Hier zählt wohl die große Moschee zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Der Bruder des Imams nimmt sich für uns gerne die Zeit und führt uns durch das ehrwürdige Gebäude. Er freut sich, dass sich Christen für das muslimische Gotteshaus interessieren. Zum Schluss steigen wir auch auf das Dach hinauf, wo ich von Abbé Boniface und dem Moslem ein Foto mache. Es sollte einfach ein Foto von beiden werden. Doch ohne Vorabsprache nutzen die beiden die Gelegenheit, ein Glaubenszeugnis zu geben. Ich denke, dass die rechte Hand und der Gesichtsausdruck einiges vom jeweiligen Gottesverständnis preisgeben.

Abbé Boniface (rechts) mit dem Bruder des Imam von Bobo Dioulasso; auf dem Dach der Moschee

Wenige Tage nach unserem Besuch bricht das große Minarett in sich zusammen. Das Wahrzeichen von Bobo Dioulasso ist leider zerstört. Hoffentlich wird es rasch wieder errichtet.

Die Moschee von Bobo Dioulasso vor dem Zusammenfall des Minaretts (rechts)

Einen weiteren wichtigen Teil unseres Projektes konnte ich diesmal aus Sicherheitsgründen gar nicht besuchen: die Brunnenbauten auf den Dörfern. Ich hoffe sehr, dass es bald wieder möglich sein wird, auch hiervon Fotos zu liefern.

Laufende Projekte

  • CREN (Zentrum für mangel- und unterernährte Kinder)
  • Patenkinder (Schulausbildung, ggf. mit Internat)
  • Schulmahlzeiten (für derzeit ca. 750 Kinder)
  • Brunnenbauten

Kontakt

P. Felix Christof Fütterer OSB
Stift Melk
3390 Melk
Österreich

Tel: +43 2752 555 367

Homepage: hilfburkinaskindern.org